Borreliose beim Hund
Die Lyme-Borreliose ist eine relativ junge Krankheit, die erstmals 1975 in Lyme, Connecticut (USA), entdeckt wurde.
Borreliose – Ursprung
Borrelien, spiralförmige Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten, sind eng mit den Syphilis-Bakterien verwandt. Sie können im Körper wachsen und sich ausbreiten, indem sie Gewebe wie das Nervensystem, das Herz und die Gelenke angreifen und sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Dies kann zu Symptomen führen, die denen von MS ähneln, Herzmuskelentzündungen, psychischen Ausfällen und Gelenkentzündungen.
Borrelien sind jedoch komplexer als andere Spirochäten und Syphilis-Bakterien. Sie können nicht im Labor gezüchtet werden und haben drei Hüllen. Die äußerste Schicht, bestehend aus Oberflächenproteinen, schützt sie vor den T-Zellen des Immunsystems. 150 Gene in dieser Schicht ermöglichen es den Borrelien, ihre Oberflächenproteine anzupassen und sich so dem Immunsystem zu entziehen. Borrelien sind äußerst anpassungsfähig und können in verschiedenen Wirten leben, darunter Zecken, Mücken, Läuse und Säugetiere, insbesondere Mäuse. pH-Schwankungen beeinträchtigen sie nicht.
Borrelien ähneln kleinen Schlangen oder Spiralen und können schnell durch alle Körperteile wandern. Wenn die Umgebung ungünstig wird oder das Immunsystem zu aktiv ist, nehmen sie eine Kugelform an und können sich in Gewebe zurückziehen oder eine Sporenform annehmen. In dieser Form können sie bis zu 10 Monate lang überleben, ohne Stoffwechselaktivitäten zu zeigen. Sie verwenden molekulare Mimikry, um dem Immunsystem zu entkommen, indem sie so tun, als ob sie Teil des Körpers wären. Borrelien können auch das Milieu beeinflussen, in dem sie leben, was sich auf die Stimmung und Gefühle des Wirts auswirken kann.
Im Vergleich zu anderen Bakterien vermehren sich Borrelien sehr langsam und teilen sich nur alle 12-24 Stunden. Dies macht sie weniger angreifbar und ermöglicht es ihnen, längere Ruhephasen einzulegen. Sie vertragen Kälte bis zu -50 Grad, aber Hitze ab 42 Grad führt zu ihrem Tod.
Übertragung von Borreliose durch Zecken
In Zeckeneiern befinden sich keine Borrelien, aber wenn Nymphen nach einer Blutmahlzeit suchen, bevorzugen sie kleine Säugetiere wie Mäuse. Wenn eine Maus Borrelien in sich trägt, kann sich die Zecke infizieren.
Zecken sind blind und warten 1-2 Jahre auf ihre Blutmahlzeit. Ihre Vorderglieder sind so empfindlich, dass sie den Schatten eines vorbeigehenden Tieres wahrnehmen können. Sie bemerken Temperaturunterschiede von 1/100 Grad und können die Ausdünstungen von Säugetieren riechen. Wenn alle Faktoren stimmen, bewegen sie sich schnell in Richtung des potenziellen Wirtes und krabbeln eine Weile auf ihm herum, um eine passende Bissstelle zu finden.
Sobald die Zecke die richtige Stelle findet, beißt sie und lässt Betäubungsmittel in die Bissstelle fließen, damit der Wirt den Biss nicht bemerkt, sowie Blutverdünnungsmittel, damit das Blut schnell in ihren Körper fließt. Wenn das Blut den Körper erreicht, werden die Borrelien im Darm der Zecke aktiv. Sie analysieren das Blut, um zu wissen, mit welchem Wirt sie es zu tun haben, und stellen sich darauf ein, bevor sie sich in Richtung der Sauginstrumente der Zecke bewegen. Dieser Prozess der Umstellung und Bewegung zum Saugapparat dauert 12 Stunden, deshalb sollte eine Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Je länger die Zecke beißt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.
Nach 24 Stunden liegt das Risiko einer Infektion laut einer amerikanischen Studie bei ca. 30%, nach 72 Stunden (der Höchstzeit) bei 100%. In der Anfangsphase kann das Immunsystem die Borrelien noch abfangen, da sie noch nicht gut getarnt und angepasst sind.
Klinisches Bild
Nach einem Zeckenbiss kann es zunächst zu einem Erythema migrans (Wanderröte) kommen, das beim Menschen ein charakteristisches Erkennungsmerkmal der Borreliose ist. Beim Hund wird das Erythema migrans hingegen nur selten erkannt, da es oft unter dem Fell verborgen bleibt.
Für eine erfolgreiche Behandlung ist eine Erkennung in diesem Stadium jedoch entscheidend, da Borrelien in der Haut sehr einfach durch gängige Hautdesinfektionsmittel behandelt werden können. Wenn sie jedoch die Hautbarriere, die Gelenkmembranen und die Blut-Hirn-Schranke überwunden haben, wird eine erfolgreiche Therapie um ein Vielfaches schwieriger.
Als Folge der Infektion kann es zu schwerwiegenden Gelenkentzündungen, Herzmuskelentzündungen, neurologischen Ausfällen, Nierenentzündungen oder sogar zum Verlust der vollständigen Nierenfunktion kommen. Eine beidseitige Schwellung der Sprunggelenke ist ein typisches Erkennungsmerkmal, ebenso wie Fieberschübe mit Mattigkeit und Apathie.
Vorbeugung und Therapie der Borreliose beim Hund
Seit einigen Jahren gibt es eine zuverlässige Impfung gegen die Borreliose beim Hund auf dem Markt. Die Impfung namens Merilyme 3 schützt zuverlässig gegen alle drei Stämme der Borreliose, die unterschiedliche serologische und pathologische Erscheinungen hervorrufen können. Früher gab es Bedenken, da die Impfung nur gegen 2 Stämme wirkte, aber diese sind mittlerweile durch die Weiterentwicklung des Impfstoffs ausgeräumt. Mit Merilyme 3 steht nun ein wirksamer Baustein für die Vorbeugung der Borreliose zur Verfügung.
Sollte es trotzdem zu einer Infektion kommen, ist Doxycyclin derzeit das Mittel der Wahl für die Behandlung der Borreliose beim Hund. Das Antibiotikum muss zweimal täglich in einer Dosierung von 5-10mg pro kg über mindestens 3-4 Wochen eingenommen werden. Doxycyclin hat eine entzündungshemmende Eigenschaft, aber seine schlechte Verträglichkeit an der Magenwand kann zu Erbrechen und Übelkeit führen. Daher ist die Verabreichung von Magenschutzmedikamenten oft hilfreich.